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AutorenbildThomas Kühefuß

4 Tage Herbsttour Brixen Südtirol 30.09.-03.10.2023

Aktualisiert: 25. Nov. 2023

Thomas K., 2023-11-01: Entscheidungen sind nicht immer für immer. Über viele Jahre veranstaltete Doc Bernd regelmäßig die Herbsttour um den 3. Oktober herum. Noch bei laufender Tour war die Folgetour oft schon zu 80% ausgebucht. So beliebt waren die Ziele und die ausgesuchten Hotels mit Stil und ordentlichem Wellness-Anteil. Auch der sportliche Charakter der Tour, bei der immer wieder auch „dranbleiben“ und eine fortgeschrittene Beherrschung der Maschine vorteilhaft war, entsprach den Erwartungen der meisten Teilnehmer. Doc Bernd hatte sich im vergangenen Jahr entschlossen, sich in den wohlverdienten Privatbereich zurückzuziehen und nur noch Touren im kleineren privaten Kreis durchzuführen.


So übernahm Thomas in diesem Jahr die Traditionstour, im ähnlich sportlichen Stil und mit der Auswahl des Hauses eng an die bekannte Tradition angelehnt. Dass sich Doc Bernd, „never say never again“ für das kommende Jahr 24 wieder zurückmelden wird, erfuhren wir erst nach dieser Tour. Doch das ist eine andere Geschichte, deren Fortsetzung ihr bereits in den Tour-Angeboten für 2024 nachlesen könnt.

Die Herbsttour 2023 startete am Samstag, den 30. September und die Rückkehr war für den Dienstag, den 03. Oktober, dem deutschen Feiertag, angedacht. Ein perfektes Brückenwochenende. Mit nur einem Urlaubstag, vier Tage unterwegs zu sein war der Plan. Unser Ziel war in diesem Jahr das bekannt gute Hotel Grüner Baum, direkt in der Stadt Brixen.



Natürlich war allen klar, dass wir damit nicht allein auf den Straßen sein würden, insbesondere auf den bekannten Nadelöhren Richtung Südtirol. Der frühe Start um 8:45 Uhr mit einem zweiten Stopp in Kempten, wo Andreas, Brigitte und Dietmar zur Gruppe hinzustießen war absolut richtig, wie sich dann bald herausstellte. Mit allen Tricks der besten ortskundigen Brigitte und Dietmar gelang es uns noch dem Stau vor Reutte zu entkommen und wunderbar hinter das Stauende wieder auf die Schnellstraße einzufädeln. Die Freude darüber war nur kurz, denn wir kamen gerade mal einen Kilometer weit, bevor uns ein Unfall auf der Fernpassstrecke zu einer eineinhalb Stunden dauernden Pause zwang.

Während dieser Zeit wuchs die Erkenntnis, bei ähnlichen Feiertagskonstellationen in Zukunft vermehrt antizyklisch zu verreisen und ggf. dafür weitere Urlaubstage zu investieren. Erfreulicherweise gab es nie auch nur eine Diskussion darüber, ob wir nicht doch, statt dem Fernpass, lieber die für Fahrzeuge ab 95dB Standgeräusch gesperrte Straße über das Hahntennjoch hätten nehmen sollen. Alle waren solidarisch mit dem Fahrer der Maschine, die ein höheres Standgeräusch in den Papieren hatte.


Nach dem Stau ging es dann in flotter Fahrt das Timmelsjoch hinauf, wo die dringend benötigte Mittagspause auf uns wartete. In bester Laune ging es danach ins Passeiertal, die Heimat des Tiroler Volkshelden Andreas Hofer, hinab. Und dies durften wir dann auch noch in ganzer Länge genießen, nachdem uns wenige Kilometer weiter bergauf die nächste Unfallsperre am Jaufenpass zum Umkehren auf einen 70km Umweg motivierte. Nun war flotte Autobahnfahrt Meran - Bozen - Brixen angesagt. Dadurch verloren wir nicht mehr als eine dreiviertel Stunde auf den Plan. Dafür verpassten an der komplizierten Bozener Mautstelle (siehe Kartenausschnitt) Brigitte, Dietmar und Michael, die auf der Autobahn den Anschluss verloren hatten, die Autobahn Richtung Brenner und nahmen statt dessen die Ausfahrt Bozen. Trotzdem waren die drei dann, wegen der langen Wartezeit der vorausfahrenden Gruppe sogar, noch zwei Minuten vorher im Hotel. Es hat sich mal wieder bewährt, selbst jederzeit mit dem eigenen Bordnavi das finale Ziel finden zu können. Auch bewährte sich die Möglichkeit unter dem Fahren mit dem Headset telefonieren zu können, Gitta und Petra, welche, wegen Gittas schwerer Beinverletzung mit dem Auto anreisten, waren trotz aller Umwege, so immer über unser Timing und Aktionen gut informiert.

Am ersten Abend hatten wir Halbpension gebucht, so holten wir unsere Verspätung wieder gut herein und konnten auch mit einem frischen Garagenbier noch pünktlich zum Abendessen im Hotel erscheinen.


Tour 2 - Ost-Runde „Fahrertraining und Dolomiten-Genuss“ (7 Pässe, 252km, 7.238 Höhenmeter)

Nicht bierernst, aber ein bisschen ist schon was dran, fühlen wir uns laut Vereinsstatuten bei Touren immer auch der Steigerung der Verkehrssicherheit verpflichtet...


Und so startete die Ost-Runde in die gut ausgebauten Dolomitenstraßen mit der Befahrung einer unscheinbaren und häufig nach Wetterereignissen nicht passierbaren Passzufahrt zum Würzjoch und Kofeljoch, der „Petschieder Straße“. Einer größtenteils asphaltierten kleinen 3 Tonnen Straße welche unter anderem über fünf schmale und im trockenen relativ griffige Holzbrücklein führt. Den Erdrutschen Anfang September und der Neueröffnung erst vor wenigen Tagen geschuldet, rechneten wir mit kurzen Naturstraßenpassagen und stark unterspülten Fahrbahnrändern. Trotzdem war das Sträßlein nach Meinung aller Mitfahrenden, bei den besten Bedingungen, die wir hatten, aber gut zu meistern. Mit dieser Motivation wurde nach der Befahrung des Furkel-Passes (1789m) nochmals ein kurzes Stück Asphalt-Fizinalsträßlein, mit einer recht engen Kehre in die Tour eingebaut. Diese „Sonderprüfung“ fand Andreas mit seinem Freund im Vorjahr auf der Suche nach selten befahrenen Wegen in dieser Gegend. Danach waren alle Mitfahrenden so wach und fit, dass alles, was danach kam sich fast wie Autobahnfahren anfühlte. Einfach gut zu „er-fahren“, welche Sicherheitsreserven jeder doch noch hat, wenn diese hin und wieder geübt werden.



Der Besuch des Touri-Magneten Pragser Wildsee wurde dafür im Anschluss übersprungen. Dafür kamen wir pünktlich nach Plan-A am Ristorante Quinz am reizvoll gelegenen Lago Misurina an. Mit den Drei-Zinnen im Rückspiegel, ging es danach gut gestärkt über den Col San Angelo (1775m) und dem Passo Tre Croci (1809m) nach Cortina d’Ampezzo hinunter. Zu früh für den Kaffee, ginge es gleich den Passo Giau (2236m) hinauf. Die Ausblicke als grandios zu beschreiben, dürfen an diesem Tag, bei diesen Traumwetter und diesen unglaublichen Lichtbedingungen, als Untertreibung verstanden werden. Andreas, der sich schon am Furkelpass als perfekter Scout erwiesen hatte, fuhr mit seiner Africa Twin voraus und bescherte uns allein am Passo Giau gleich drei Fotospots mit großartigen Perspektiven und Einzelfotos aller Mitfahrenden, wie wir sie nur sehr selten in dieser Qualität bekommen. Ebenso Petra, die als Sozia während der Fahrt ganz wunderbare Fotos schoss und die Lichtstimmung dabei fantastisch einfing. Ganz herzlichen Dank Petra und Andreas für diese ganz tollen Foto-Geschenke.



Kurz nach den Fotosessions war wieder mal Plan-B angesagt, als die Auffahrt zum Passo Pordoi (2239m) gesperrt war. Glücklicherweise konnten wir diesen bei einem leckeren Kaffee und Kuchen im Cafe La Murada ausbaldowern. Zwar riss die Gruppe schon 100m nach dem Start auseinander, was uns zum Umweg noch eine weitere halbe Stunde kostete. Bei einem solch herrlichen Wetter machte aber niemandem das Warten etwas aus. Der Umweg erwies sich als besonders schön und so ging es in bester Laune zum Pordoi und auf das Sellajoch (2240m) hinauf. Vom Sellajoch ging es dann in einem Zug fast 1700 Höhenmeter wieder hinunter nach Brixen. Das Lächeln und die frohen Gesichter beim obligatorischen Garagenbier machten nicht nur den Road Captain glücklich.

Es folgte ein schöner Abend im traditionellen Kutscherhof in der Altstadt von Brixen.



Tour 3 - Die West-Runde „Um Bozen herum Richtung Trentino“ (7 Pässe, 269km, 7.083 Höhenmeter)

Einen anderen Landschafts-Charakter hatte die am Montag gefahrene Westrunde. Zunächst ging es das Tal des Eisacks von Brixen Richtung Bozen. Direkt in Colma ging es dann –typisch Trogtal- sofort steil und eng die ersten Höhenmeter über Collalbo zur Treidner-Höhe (1370m). Nachdem die ersten vierhundert Höhenmeter hinter uns lagen, wurden die Straßen breiter und übersichtlicher. Und so ging es flott auf Höhenstraßen über die Eggele-Höhe (1380m) Richtung „Sarner-Imbiss“ ins gleichnamige Tal hinunter. Die folgende Auffahrt zum Sella Schermoos (Schermooser Sattel 1450m) aber besonders die über 1000m Höhenmeter Abfahrt in fantastischen Kurven hinunter ins Adige-Tal begeisterten sehr.

Die Talebene zwischen Meran und Bozen überquerten wir auf kürzestem Weg um sofort wieder, auf genauso schönen Kurven, hinauf zum Gampenpass zu streben. Dass dieser Pass das eigentliche Südtirol vom dahinter beginnenden Trentino trennt, wird durch den beeindruckenden Landschaftswechsel sofort klar. Viel weitläufigere Täler und ein paar spürbare Grad mehr Wärme zeigen sogar noch mehr mediterraneren Charakter als die Umgebung von Bozen. Durch große Obstplantagen erreichten wir, mit zunehmendem Hunger das Dorf Castelfondo. Blitzartig wurde der Anker geworfen und dem kleinen „Ristorante Alla Villa“, vor dem viele Handwerker ihre Mittagspause verbrachten, unser Besuch abgestattet. Unsere Bitte, trotz eigentlich geschlossener Küche, vielleicht doch noch eine Kleinigkeit zu bekommen, wurde auf überwältigende Weise beantwortet. Tiroler Kasspatzen und –Käseknödel wurden uns in einer Qualität und Menge entgegengebracht, die unsere „ganz kurze Mittagspause“ in eine anderthalbstündige Genussexplosion verwandelte. Und wenn man denkt, dass nichts mehr geht, dann zuckte der freundliche Wirt nicht eine Sekunde als Dieter noch schnell mal drei Riesenportionen Tiramisu bestellte. Voll unserer Lobeshymnen an Lokal und Küche, war der Besitzer von uns gleichermaßen derart erfreut, dass er eine großzügige Aufrundung der Rechnung partout nicht akzeptieren wollte. Er drehte den Spies um und rundete den Rechnungsbetrag nach unten ab… wir waren sprachlos. Ein umgekehrtes Trinkgeld also an uns also zurück! Das bleibt sicher unvergesslich.



Durch Speisen und Glück verwöhnt wurde die Nachmittagstour spontan und dankbar gleich um zwei Pässchen gekürzt. So ging es kurzerhand über den Mendelpass und den, hinter kleinsten Weinrebenstraßen, am Kalterer See versteckten Kreiter Sattel (342m) wieder hinunter zum Adige. Den Nachmittagskaffee nahmen wir beim Harley-Händler in Bozen zu uns, welcher tatsächlich und untypisch für Harley-Händler, auch an einem Montag geöffnet hatte. Von Bozen aus war dann die schnelle Rückkehr nach Brixen der Plan-A. Jedoch und auch vom unheimlich guten Wetter inspiriert wollten alle doch nochmals weitere Höhen erklimmen. Und so wurde spontan wieder in die die Plan-B-Kiste gegriffen auch noch die Telfer-Höhe (1095m), bei Kastelruth in den Rückweg eingebaut. So erreichten wir den Grünen Baum erst wieder kurz vor 19:00 Uhr. Alle schienen glücklich und zufrieden damit zu sein.

Wie bei der ersten Tour harmonierte die Gruppe auf allen Strecken wunderbar. Vielleicht lag es an unserem „Fahrsicherheitstraining“ der Sonntagstour? Man weiß es nicht, es ist auch egal. Auf jeden Fall war die Stimmung am Abend prächtig, als wir unseren von Gitta und Brigitte hart erkämpfen Tisch im Traubenwirt einnahmen und auf die wunderschönen Tage und die ganze zurückliegende Saison miteinander angestoßen haben.


Tour-4, die Rückfahrt über Jaufenpass und erneut dem Timmelsjoch (5 Pässe, 320km)

Gemäß der Einladung wurde die Rückfahrt als Tour und nicht als schnellster Weg nach Hause angeboten. Brigitte, Dietmar und Dieter mussten jedoch aufgrund nicht vergehender Rückenschmerzen und dringenden Großvaterpflichten doch die schnelle Fluchtroute nehmen.

Nach kurzer Diskussion wurde die ursprünglich über die normale Brennerpassstraße geplante Rückreise gerne einem weiteren Plan-B geopfert. Schließlich wollten wir den Jaufenpass und noch einmal das Timmelsjoch in die Tour einbauen.



Gesagt, getan hielt sich der erwartet große Rückreiseverkehrsandrang bis kurz vor Imst in überschaubarem Maß.

Dort angekommen waren die beiden einfachen Alternativen Fernpass/Reutte und die Strecke über Mittenwald Garmisch erwartungsgemäß wieder völlig verstopft. Nach einem kurzen Schlenker um Imst herum wurde auf die längere Arlbergpass-/Bregenzerwald-Route umdisponiert. Wohl wissend, was uns am Arlbergpass verkehrsmäßig erwarten würde. Ab St. Anton im Stopp-and-Go den Pass hochzufahren war eine dermaßen Zumutung für Kupplung und Mensch, dass wir ausnahmsweise mal wieder bis zur Passhöhe, Lückenhüpfen mit Sammlung der Verstreuten einbauen mussten.

Flexen- und Hochtannbergpass waren dann wieder ein Genuss und auch im Bregenzerwald war das Verkehrsaufkommen überraschend gemäßigt. Beim freien Harley- und Indianhändler „Scalet-Motorcycles“ in Andelsbuch war nach einer kurzen Visite dann offizielles Tourende. Danach fuhren alle auf individuellem Weg nach Hause.

Dass die Wahl über den Losenpass (1140m) nach Dornbirn, die Thomas, Jürgen und Michael trafen, sauber in ein Gewitter und einen großen Stau durch einen Unfall vor dem Pfändertunnel führte, wussten die Drei da noch nicht... Um 19:30 kamen dann auch die letzten Nassfahrer wieder gut zuhause an.


Gittas und meinen herzlichen Dank an alle Mitfahrenden für die schöne Tour, insbesondere Petra für den tollen Gitta-Auto-Taxi-Service sowie Brigitte und Dietmar für die alle Vor-Ort-Organisation und Unterstützung von Gittas Handicap in Brixen.


Thomas


Die Tour in Kartenbildern:


Mit dabei waren: 11 Teilnehmer auf 8 Maschinen: Andreas K., Axel W., Brigitte S., Dieter J., Dietmar N., Dietmar S., Gitta S., Jürgen F., Michael M., Petra M. und Thomas K.



Tour-Statistik: Tour-Längen: Hinfahrt: 377km, Sonntagstour Ost-Runde Dolomiten 252km, Montagstour West-Runde um Bozen herum 269km, Rückfahrt bis Lochau 321km. In Summe 1.219 km.














Tour 1 und 4, Hin- und Rückfahrt übers Timmelsjoch


Tour 2 - Ost-Runde „Fahrertraining und Dolomiten-Genuss“ (7 Pässe, 252km, 7.238 Höhenmeter)